Legasthenie und Dyskalkulie
Legasthenie- und Dyskalkulie-Training
Das Um und Auf um Kids zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass Lernen Spaß machen kann ist, dass die Chemie zwischen dem Kind/Jugendlichen und mir, als Trainerin, stimmt denn, diese Kinder haben meist bereits viele frustrierende Erlebnisse hinter sich, so dass sie eigentlich gar keine Lust und auch keine Kraft mehr haben für alles, was mit Schule in Zusammenhang steht.
Dabei ist die Motivation (Freude, Spaß) von grundlegender Bedeutung, denn ohne diese kann sich niemand etwas Merken! Was für die nicht-0815-Nachhilfe gilt, gilt als Basis ebenso für das Legasthenie- und Dyskalkulietraining.
Was Kinder brauchen ist gesehen werden! Dort abgeholt zu werden wo sie stehen. Respekt, Achtsamkeit, Zuhören, liebevolle Zuwendung, Verständnis und Angstfreiheit sind der Schlüssel zu jeder ‚guten‘ Kommunikation und was ist denn gemeinsam Lernen, wenn nicht Kommunikation?!
Das Kind, die/der Jugendliche soll und darf sich angenommen fühlen. Auf dieser Vertrauensbasis kann man aufbauen und die Freude für das Lernen darf und kann wieder geweckt werden. Denn jedes Kind kommt neugierig und motiviert auf die Welt.
Wo ist der Unterschied zur Nachhilfe?
Ich bin ausgebildete Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin und habe diese Ausbildung begonnen da ich mit Kindern arbeiten wollte. Ich dachte, dass ich damit eine ‚sehr gut ausgebildete Nachhilfelehrerin‘ werden würde.
Ich habe mich gewundert, warum ein Psychologe der Ausbildungsleiter ist. Bereits nach kurzer Zeit wurde mir jedoch klar, warum das so ist und was noch alles dahintersteckt, um ein fruchtendes Legasthenietraining anbieten und durchführen zu können.
Was bei meiner nicht-0815-Nachhilfe und dem Legasthenie- bzw. Dyskalkulietraining gleich ist, ist meine Einstellung, dass es um so viel mehr als „nur“ Wissen weiterzugeben geht. Und gerade dieses Mehr ist ausschlaggebend und mein Zugang im Umgang mit Kids!
Lernen klappt besser, wenn die zwischenmenschliche Interaktion/Beziehung passt. Daher lege ich darauf das größte Augenmerk – eben eine Kommunikation mit Herz.
Im Legasthenie- und/oder Dyskalkulietraining geht es noch viel weiter. Als Basis ist es von größter Wichtigkeit, dass sich das Kind, Jugendliche wohl fühlt. Erst dann ist Motivation vorhanden, die Aufmerksamkeit besser, die Konzentration gegeben und damit steht dem Lernen nichts mehr im Wege.
Zusätzlich ist es sinnvoll bzw. notwendig sich auch mit Lernstrategien, einer positiven Grundeinstellung und/oder sogar Angstbewältigung auseinander zu setzen. Denn Kinder, die Legasthenie und/oder Dyskalkulie haben, waren meist schon vielen unschönen, bis hin zu traumatischen, Erlebnissen im Zusammenhang mit Schule ausgesetzt.
Ich hole ihr Kind dort ab wo es steht und vermittle mit Spaß und Freude den Lernstoff so, dass er auch verstanden wird. Das bedeutet, dass ich herausfinde wie Ihr Kind tickt und aufgrund dessen, den Weg des Lernens wähle und Ihrem Kind anbiete, den es verstehen und gehen kann.
Und dann, ja dann geht’s gemeinsam mit Spiel, Spaß und Freude mit dem Lernen los!
Warum braucht es ein spezielles Legasthenie- bzw. Dyskalkulietraining?
„Willst du im laufenden Jahr ein Ergebnis sehen, so säe Samenkörner. Willst du in zehn Jahren ein Ergebnis sehen, so setze Bäume. Willst du das ganze Leben lang ein Ergebnis sehen, so entwickle die Menschen.“ – Kuan Chung Tzu
Diese einleitenden Worte aus der Informationsmappe des Lehrgangs Legasthenietrainer am WIFI St. Pölten sagt eigentlich bereits alles.
Ich habe diese Ausbildung mit der Vorstellung begonnen, eine quasi gut bzw. besser ausgebildete Nachhilfelehrerin zu werden. Ich habe mich gewundert, warum ein Psychologe der Ausbildungsleiter ist. Bereits nach kurzer Zeit wurde mir jedoch klar, warum dem so ist und was noch alles dahintersteckt, um ein fruchtendes Legasthenietraining anbieten und durchführen zu können. Es geht um so viel mehr als in einer Nachhilfestunde abgedeckt wird, werden kann. Und gerade dieses ‚Mehr‘ ist ausschlaggebend!
Ich denke, dass es viele Menschen gibt, die sich von einem Legasthenietraining kein oder ein falsches Bild machen.
Die Verantwortung die man übernimmt, mit einem bereits auf mehreren Ebenen mehr oder weniger „verletzten“ Kind zu arbeiten, ist enorm und darf keinesfalls unterschätzt werden.
Ziel ist es, mit Enthusiasmus und Herzblut an die Sache herangehen und damit Ihrem Kind, der ganzen Familie und die Gesellschaft zu unterstützen, ein schöneres Miteinander leben zu können.
Die Komplexizität dieses Themas ist enorm und geht weit über das Vermitteln des Lesens und Schreibens hinaus.
Viele Kinder weisen, wenn sie leider meist erst in der 3. Klasse bei einem/r Legasthenietrainer/in vorstellig werden, bereits Sekundärsymptome auf und sind auf ‚üblichem‘ Weg meist nicht mehr in der Lage ihre Lerndefizite aufzuholen.
Meine Aufgabe ist es, die Kids zuallererst überhaupt wieder in einen ‚aufnahmefähigen Zustand‘ zu bringen, sie in ihrer, auch psychischen Entwicklung, zu unterstützen und zu begleiten.
Eben nicht nur Nachhilfe zur Wissensaneignung zu geben, sondern auch Angstbewältigung, Lernstrategien und eine positivere Grundeinstellung zu vermitteln.
Legasthenietraining ist für lese/rechtschreibschwache Kinder, Jugendliche oder Erwachsene zur Verbesserung ihrer persönlichen Schul- bzw. Beruf- und damit Lebenssituation unterstützend und hilfreich.
Gemeinsam auf zu neuen Ufern!
Was ist Legasthenie- bzw. Dyskalkulie? FAQ
FAQ zu den Themen Legasthenie und Dyskalkulie:
Die Kultusministerkonferenz bekämpfte 1978 durch die Abschaffung des Begriffes Legasthenie die Vorstellung, dass diese besonderen Schwierigkeiten eine Art von Krankheit seien, die in die Zuständigkeit von Ärzten falle.
In der 1991 von Dilling u.a. herausgegebenen ICD-10, der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeiteten Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, wird zwar nicht der Begriff Legasthenie verwendet, aber in Abschnitt F.81 wird als „umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten“ sowohl die „Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0)“ als auch die „isolierte Rechtschreibstörung (F81.1)“ aufgeführt und damit als psychische Störung mit Krankheitswert definiert. (MANN 2001, S. 187)
Das Hauptmerkmal dieser Störung ist eine umschriebene und eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Wörter wiederzuerkennen, vorzulesen und die Leistungen bei Aufgaben, für welche Lesefähigkeit benötigt wird, können sämtlich betroffen sein.
Mit Lesestörungen gehen häufig Rechtschreibstörungen einher. Diese persistieren oft bis in die Adoleszenz, auch wenn im Lesen einige Fortschritte gemacht wurden. Kinder mit einer umschriebenen Lese- und Rechtschreibstörung haben in der Vorgeschichte häufig eine umschriebene Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache. Eine sorgfältige Beurteilung der Sprachfunktion deckt oft entsprechende subtile gegenwärtige Probleme auf. Zusätzlich zum schulischen Misserfolg sind mangelhafte Teilnahme am Unterricht und soziale Anpassungsprobleme häufige Komplikationen, besonders in den späteren Hauptschul- und Sekundarschuljahren. Die Störung wird in allen bekannten Sprachen gefunden, jedoch herrscht Unsicherheit darüber, ob ihre Häufigkeit durch die Art der Sprache und die Art der geschriebenen Schrift beeinflusst wird.
Bei der Legasthenie handelt es sich demnach in erster Linie um eine Lesestörung. Eine isolierte Rechtschreibstörung wird, unter F81.1, gesondert zur Leseschwäche definiert. Das Hauptmerkmal dieser Störung besteht in einer umschriebenen und eindeutigen Beeinträchtigung in der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten ohne Vorgeschichte einer umschriebenen Lesestörung. Sie ist nicht alleine durch ein zu niedriges Intelligenzalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar.
Die Fähigkeiten mündlich zu buchstabieren und Wörter korrekt zu schreiben sind beide betroffen. Es können in einigen Fällen Rechtschreibschwierigkeiten von Schriftproblemen begleitet sein. Anders als bei den umschriebenen Lesestörungen sind die Rechtschreibfehler meist phonetisch akkurat.
Alternativ für den Terminus ‚Lesestörung‘ wird auch der Begriff ‚Dyslexie‘ verwendet, der seinen Ursprung im angloamerikanischen Sprachgebrauch hat, und der auch Schwierigkeiten bei der Rechtschreibung mit einschließt. (REISINGER 2004, S. 16)
Entsprechend ist Legasthenie/Dyslexia oder auch umschriebene Lese-Rechtschreibschwäche unter Ziffer 315.0 in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten von 1979 – ICD 10 (FIRNHABER 2005, S. 31) – und im Diagnostic und Statistical Manual of Mental Disorders von 1994 – DSM IV (KLICPERA 2013, S. 128) – definiert.
Die Definition der Störung lehnt sich stark an die Definition von Linder an, ohne sich direkt darauf zu berufen. Die umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten darf „nicht direkte Folge anderer Krankheiten (wie Intelligenzminderung, grobe neurologische Defizite, unkorrigierte Seh- oder Hörstörung oder emotionale Störungen)“ sein.
Sie ist auch „nicht einfach Folge eines Mangels an Gelegenheit zu lernen, und nicht durch erworbene Hirnschädigung oder Krankheit verursacht.“
Dabei wird explizit auf die Schwierigkeit hingewiesen, dass „es keinen direkten und eindeutigen Weg (gibt), um schulische Schwierigkeiten, die aus einem Mangel an entsprechender Lernerfahrung herrühren, von denen zu unterscheiden, die auf einer individuellen Störung beruhen.“
Trotzdem wird explizit an der Annahme einer krankhaften, im Kinde liegenden Störung festgehalten.
In Anlehnung an Lindner wird in der Diagnose eine eindeutige Diskrepanz zwischen dem Intelligenzalter des Kindes und den Lese- bzw. Rechtschreibleistungen gefordert, die deutlich unter den für dieses Intelligenzalter zu erwartenden Leistungen liegen müssen.
Auch was unter normaler Beschulung zu verstehen ist, wird extra definiert, wobei nur die Menge des Fehlens des Kindes und eindeutig unangemessener Unterricht genannt wird. Inhaltliche oder methodische Probleme des Unterrichts werden zwar an anderer Stelle als möglicher verursachender Faktor erwähnt, aber nur in der Extremform reflektiert.
Über die Ursachen dieser Störung heißt es: „Man nimmt primär biologische Faktoren an, welche mit nichtbiologischen Faktoren (wie etwa Gelegenheit zum Lernen und Qualität des Unterrichts) zusammenwirken und so die Symptome erzeugen.“
Im ICD 10 werden verschiedene Formen der Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten beschrieben.
Bei der Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0) ist das Lesenlernen deutlich erschwert.
Es sind häufig zusätzliche Schwierigkeiten erkennbar, wie Sprachentwicklungsverzögerung, Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung akustischer Reize, Defizite in der Sprach-Laut-Unterscheidung oder im akustischen Gedächtnis, zusätzlich oft auch visuelle Probleme. Daneben aber gibt es auch graphomotorische Schwierigkeiten und die psychische Verunsicherung der Kinder. (MANN 2001, S. 188f)
Es werden sehr verschiedene Ursachen der Legasthenie angenommen. Die neurobiologisch orientierte Forschung der letzten Jahre hat viele neue, wichtige Erkenntnisse gebracht, sodass die zentralnervöse Verarbeitung von auditiver und visueller Information bei der Legasthenie heute viel klarer gesehen werden kann. Seit den ersten Fallbeschreibungen im 19. Jahrhundert forscht man nach den Ursachen der Legasthenie. Zunächst glaubte man an Funktionsstörungen des Auges. Da jedoch nur in Einzelfällen solche Störungen nachweisbar waren, wurde diese These verworfen und im Bereich der akustischen Wahrnehmung nach der Ursache gesucht.
Diese Forschung wurde im Wesentlichen durch Mediziner und Psychologen durchgeführt. Die pädagogische Forschung stellte in den 60 Jahren des letzten Jahrhunderts die Bedeutung der Familie in den Vordergrund. Heute geht man davon aus, dass kein einzelner Faktor eine Legasthenie verursacht. Sie wird von verschiedenen, relevanten Einflussfaktoren bestimmt und ist nicht als ein einheitliches Störungsbild zu verstehen. Im Gegenteil ist von einem komplexen Geschehen auszugehen, bei dem verschiedene Faktoren zusammenwirken. (SCHULTE-KÖRNE 2004, S. 67)
Die Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb scheinen nahe zu legen, dass alle Kinder und Jugendliche, die beim Lesen und Schreiben zurückbleiben, ein ähnliches Profil an Schwierigkeiten aufweisen. Dies ist irreführend. Die Art der Schwierigkeiten verschiedener Kinder und Jugendlicher ist im Erscheinungsbild keineswegs homogen. Um diese Vielfalt zu ordnen, wurden verschiedene Einteilungen in Untergruppen vorgeschlagen.
Ausgehend von dem Profil der Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben und den dabei recht eng zusammenhängenden Fertigkeiten kann man drei Formen von Gruppenbildungen unterscheiden, die in der Folge kurz vorgestellt werden sollen:
- Unterscheidung zwischen Schwierigkeiten in verschiedenen Teilbereichen des Lesens und Schreibens, also etwa in der Lesesicherheit, der Lesegeschwindigkeit, im Rechtschreiben etc.
- Unterscheidung zwischen zwei Subtypen von Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben: einem phonologischen und einem orthographischen Subtyp
- Gruppierung nach anderen Merkmalen als den Leistungen beim Lesen und Schreiben.
Dabei wird einerseits auf die Differenzierung zwischen zur Intelligenz diskrepanten und nichtdiskrepanten Schwierigkeiten eingegangen, andererseits auf die Gruppenbildung nach Defiziten in der phonologischen Bewusstheit und im raschen Benennen von Bildern, Zahlen und Farben. (KLICPERA, SCHABMANN, GASTEIGER-KLICPERA 2013, S. 158)
Hier sollen nicht alle Erscheinungsformen im Detail erläutert, sondern dargestellt werden, dass durch die Vielfältigkeit der Manifestationen ebenso eine Vielfältigkeit in der Therapie notwendig ist. Kinder mit Lese-/Rechtschreibstörungen können keinesfalls „über einen Kamm geschoren“ werden und benötigen, eine genaue Diagnose bzw. Austestung ihres Ist-Standes vorausgehend, eine individuell auf dieses Kind ‚zugeschneiderte‘ Therapie, die weit mehr als ein Training im Lesen und Schreiben beinhalten muss.
Hier ein grober Überblick über mögliche Erscheinungsformen, das Lesen, das Rechtschreiben, Sekundärsymptome und mit der Legasthenie assoziierte Störungen, betreffend (REISINGER 2004, S. 19):
1. Leseprobleme:
Leseprobleme sind gekennzeichnet durch einen oder mehrere der folgenden Punkte:
- Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Wörtern oder Wortteilen
- Geringe Lesegeschwindigkeit
- Ersetzen von Wörtern oder Wortteilen durch ein semantisch ähnliches Wort
- Vertauschen von Wörtern oder von Buchstaben in den Wörtern
- Verlieren der Zeile im Text
- Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern
- Stockendes Lesen von Wort zu Wort oder von Buchstabe zu Buchstabe
- Mangelndes Leseverständnis (d.h. die Unfähigkeit, aus dem Gelesenen den Sinn zu entnehmen), Unfähigkeit, aus dem Gelesenen Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen. (REISINGER 2004, S. 19)
2. Rechtschreibprobleme:
Rechtschreibprobleme sind gekennzeichnet durch einen oder mehrere der folgenden Punkte:
- Hohe Fehlerzahl bei ungeübten Diktaten
- Schwierigkeiten beim Abschreiben von Texten
- Grammatik- und Interpunktionsfehler
- Ersetzen von Wörtern durch ein semantisch ähnliches Wort
- Unleserliche Schrift
- Verdrehung von Buchstaben im Wort (Reversion), z.B. b/d, p/q, u/n
- Umstellung von Buchstaben im Wort (Reihenfolgefehler), z.B. die/die
- Auslassung von Buchstaben, z.B. „ach“ statt „auch“
- Einfügungen falscher Buchstaben, z.B. „Artzt“
- Dehnungsfehler, z.B. „Zan“ statt „Zahn“
- Fehler in der Groß- und Kleinschreibung (Regelfehler)
- Verwechslung von d/t, g/k, v/f (Wahrnehmungsfehler)
- Fehleränderung: das gleiche Wort wird immer wieder anders geschrieben, dazwischen auch wieder richtig
- Probleme bei der phonologischen Bewusstheit (REISINGER 2004, S. 18f)
3. Sekundärsymptomatik
Durch das andauernde schulische Versagen kann es zu emotionalen Symptomen kommen, wie zum Beispiel:
- Schulangst
- Schulunlust
- Bauchschmerzen etc., besonders vor Diktaten
- Einnässen
- Schulschwänzen
- Unruhe, Hyperaktivität als Folge der Legasthenie
- „Klassenkasper“ (REISINGER 2004, S. 19)
4. Assoziierte Störungen
Zusätzliche Schwierigkeiten Menschen mit Lese-Rechtschreibstörungen haben oft noch andere Störungen, die nicht als Folge der Lese-Rechtschreibstörung aufzufassen sind.
Es wurde gezeigt, dass Menschen, die später eine Lese-Rechtschreibstörung entwickeln, bereits vorschulisch eine erhöhte Zahl von Verhaltensauffälligkeiten aufwiesen (Fergusson und Lynskey 1997).
Häufig berichtet wurden Störungen der rezeptiven und expressiven Sprachentwicklung (Sprachschwierigkeiten):
- Kinder mit Legasthenie lernen oft später in Sätzen zu sprechen (Entwicklungsverzögerung)
- Die Laute richtig auszusprechen (Artikulationsstörung)
- Grammatikalisch richtig zu formulieren (Dysgrammatismus)
- Die Worte zu finden (Wortfindungsstörung)
- Das Auswendiglernen von Gedichten fällt schwer (sprachgebundene Gedächtnisschwäche)
- Das Benennen von Gegenständen, Farben usw. ist verlangsamt (Schwäche des lexikalischen Speichers)
Besonders häufig wurde gezeigt, dass Lese-Rechtschreibstörung zusammen mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen einhergeht. Nicht alle Kinder, die im Vorschulalter Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung oder in der visuomotorischen Entwicklung hatten, werden Lese-Rechtschreibschwierigkeiten haben.
Die meisten Kinder werden keine Legasthenie haben. Umgekehrt gilt aber: Wer im Schulalter eine Legasthenie aufweist, hat oder hatte sehr häufig sprachliche oder seltener andere Entwicklungsauffälligkeiten. Auf Aufmerksamkeitsstörungen ist besonders zu achten. (REISINGER 2004, S. 19)
Wenn der Verdacht auf eine Legasthenie besteht, muss sie durch mehrere gute Tests einwandfrei festgestellt werden.
Am geeignetsten sind dafür die Diplompsychologen und Kinderpsychiater.
In schwereren Fällen reicht eine solche Testung aber nicht aus, und man muss sicher noch einige Spezialisten aufsuchen, um ein klares Bild zu erhalten.
Dazu gehören die sprachliche und körperliche Entwicklung des Kindes und neben den standardisierten Lese-, Rechtschreib- und Intelligenztests auch ein Test, der die seelische Lage des Kindes erfasst.
Manchmal sind Tests beim Pädaudiologen (Phoniater), beim Kinderneurologen oder einer Ergotherapeutin nötig und vielleicht auch ein Test beim Augenarzt, um auszuschließen, dass eine Lesestörung mit den Augen zusammenhängt.
Bei Kindern, die zusätzlich auch noch eine Geburtsschädigung oder große Sprachentwicklungsstörungen haben, ist eine genaue Testung nur durch erfahrene Fachleute möglich. (FIRNHABER 2005, S.145)
Als Legasthenietherapeutin liegt zu Beginn der Schwerpunkt auf einer genauen (zusätzlichen, falls bereits Austestungsergebnisse vorhanden sind) Diagnostik, um das Kind mit einem, individuell auf es zugeschnittenen Trainings, dort abholen zu können, wo es steht.
Leider gibt es DIE Legasthenie nicht, die bei allen Kindern gleich aussieht! Bei jedem Kind fällt die Legasthenie ein wenig anders aus, und je nach Schweregrad, Veranlagung und Erkennungszeitpunkt verläuft sich auch anders. Man sagt: „Jedes Kind hat seine eigene Legasthenie.“ (FIRNHABER 1990, S. 35) Dies zeigt deutlich auf, wie komplex dieses Thema ist, da die Erscheinungsformen komplex und sehr vielfältig, ja eben absolut individuell, sind.
Daher muss auch die Therapie individuell sein, am besten daher auch im Einzelunterricht stattfinden, und damit unterscheidet sie sich deutlich vom herkömmlichen Nachhilfeunterricht. Auch rein am Lesen und Rechtschreiben zu arbeiten, ist viel zu wenig. Je nach Istzustand des Kindes, muss zuallererst gewährleistet werden, dass das Kind überhaupt in einem arbeitsfähigen Zustand ist. Ich motiviere Ihr Kind dahingehend, denn das ist die Grundvoraussetzung, damit Lernen überhaupt möglich ist.
Dafür können unterschiedliche Methoden bzw. Techniker herangezogen werden wie z. B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Gesprächsführung nach Rogers, klassisches bzw. operantes Konditionieren, S-R-Lerntheorie, Prävention und Therapie der gelernten Hilflosigkeit, Systematische Desensibilisierung, ABA – Methode zur Verhaltensänderung, Mentaltraining, allgemeine Lernhilfe- und Strukturierungsprogramme, NLP usw.
Falls das Kind psychisch in guter Verfassung ist aber trotzdem keine Motivation zum Lernen hat, so wäre in diesem Fall eine spielerische Herangehensweise mit zum Beispiel entsprechenden, pädagogisch wertvollen Spielen, sinnvoll.
Aus diesen Gründen ist es essentiell, dass diese Kinder in die Hände von gut ausgebildeten Legasthenietherapeuten kommen, die nicht nur gelernt haben, auf einem, dem Stand und Möglichkeiten des Kindes entsprechenden Weg, Lesen und Rechtschreiben zu vermitteln, sondern auch ‚das Drumherum‘ wahrnehmen und einfühlsam und wertschätzend mit dem Kind umgehen.
Legasthenietraining umfasst:
- Die Beratung lese/rechtschreibschwacher Kinder und Jugendlicher und deren Eltern
- Die Beratung lese/rechtschreibschwacher Erwachsener
- Die Testung zur Feststellung einer eventuell vorliegenden Legasthenie
- Die Erstellung einer legastheniepädagogischen Diagnose zum Zwecke der Erarbeitung eines individuellen Trainings
- Die Durchführung eines gezielten und dem Kind bzw. Jugendlichen bzw. Erwachsenen angepassten Trainings in den Bereichen der zu trainierenden Teilleistungen, der Aufmerksamkeit und Konzentration sowie der je eigenen Fehler
- Die Durchführung aller zusätzlich erforderlichen Maßnahmen, wie das Erlernen bestimmter Lerntechniken, Erarbeiten der richtigen Arbeitshaltung, Stressmanagement, Abbau von Prüfungs- bzw. Schulangst oder Mentaltraining zum Aktivieren persönlicher Ressourcen
- Das Erkennen medizinischer oder psychischer Begleiterscheinungen und Weiterleitung an entsprechende Fachkräfte
Das Ziel des Trainings ist es, das Kind bzw. den Jugendlichen bzw. den Erwachsenen zum selbstständigen Weiterarbeiten zu führen und somit den Teufelskreis der Legasthenie zu durchbrechen.
Das Training unterscheidet sich vom Schulunterricht insofern, als es mit allen Sinnen vertiefend und dem individuellen Lernfortschritt des zu Trainierenden angepasst, im Einzeltraining erfolgt.
Es schafft viele Erfolgsmöglichkeiten, um so motivierend und selbstbewusstseinsfördernd zu wirken. Beim Training ist darauf zu achten, im entsprechenden Maße auch das Umfeld (Familie, Schule) mit einzubeziehen. (REISINGER 2004, S. 3)
Anhand der sorgfältigen Diagnostik in den einzelnen, für die Legasthenieproblematik relevanten Dimensionen, entwickle und führe ich also individuelle Trainingspläne durch oder leite häusliches Training also in folgenden Bereichen an:
- Aufmerksamkeit und Konzentration
- Teilleistungen im klassischen Sinn, phonologische Bewusstheit, phonologischer Speicher
- Lesen und Rechtschreiben
- Selbstvertrauen, Motivation
- Angstreduktion
Was jeder Mensch, und vor allem diese Kinder brauchen, ist Freundschaft, Zuneigung, Ehrlichkeit, Verständnis, Motivation und Selbstvertrauen.